Aufmerksamkeit

Habe ich deine Aufmerksamkeit?“ Wie viel Leid könnten wir uns ersparen mit so einer einfachen Frage. Immer wieder geraten wir in Konflikte, weil der eine was gesagt hat, der andere davon nichts weiß. Und wir kennen beide Seiten. Erschöpft nach Hause kommen, vertieft in Gedanken, beim Lesen oder konzentriert gerade etwas tun, gleichzeitig fängt unser Gegenüber an zu reden. Manchmal brummen wir nur ja, ja und lassen das Gesagt an uns vorbeiziehen ohne dem Beachtung zu schenken. Manchmal blaffen wir genervt zurück. Am Ende fühlen sich beide nicht gesehen und nicht verstanden. Der eine fühlt sich überrumpelt, der andere denkt, alles andere ist wichtiger als ich, nie hört er/ sie mir zu.

Wird nämlich später Bezug genommen auf das Gespräch zum Beispiel indem genau nach dem Sachverhalt gefragt wird, der einem in der Situation erzählt wurde, ist die Enttäuschung beim Gegenüber groß. Wir alle haben immer wieder das Bedürfnis, von unseren Mitmenschen, insbesondere Partnern, Freunden und Familienangehörigen ernst und wahrgenommen zu werden. Wir wollen spüren, dass wir gemocht und geliebt werden, dass wir dem anderen wichtig sind.

Daher ist es so wichtig, sich zu vergewissern, dass man in dem Augenblick auch die Aufmerksamkeit des angesprochenen Menschen hat. Eine Möglichkeit, meines Erachtens auch die einfachste Möglichkeit, ist, sein Gegenüber zu fragen: „Habe ich deine Aufmerksamkeit?“ Natürlich ist es genauso wichtig, die Freiheit des anderen zu akzeptieren. Er muss nicht direkt in dem Moment mit der gewünschten Aufmerksamkeit zuhören können oder wollen. Er/ Sie könnte sagen, jetzt nicht, ich bin gerade beschäftigt, müde oder ähnliches. Bitte gib mir zehn Minuten, lass mich dies hier fertig machen, dann bin ich für dich da.
Hier ist es auch wichtig, diese Zeitvorgabe ungefähr einzuhalten und von selbst auf den Mitteilungsbedürftigen zuzugehen. Entweder weil wir dann bereit sind oder um noch etwas Zeit zu erbeten.

Wenn wir eine gute Kindheit hatten, haben wir gelernt, dass Bedürfnisse nicht sofort befriedigt werden müssen. So können wir warten, bis unser Gesprächspartner bereit ist und zu uns kommt. Manche haben aber auch als Kind die Erfahrung machen müssen, dass ihnen Versprechungen gemacht worden sind, die dann nie oder selten eingehalten wurden. Falls man dieses beim Aufwachsen oft erlebt hat und der Partner kommt nicht von alleine, um seine Zusage, Aufmerksam zuzuhören, umzusetzen, werden die in der Kindheit gelernten Verhaltensweisen meist aktiviert. Dann ist von Zorn bis zum Rückzug alles möglich.

Zusammengefasst: um Missverständnisse und Enttäuschungen in der Kommunikation zu vermeiden, ist es hilfreich zu fragen, ob der Angesprochene bereit ist, aufmerksam zuzuhören. Falls er dies nicht ist und zum Beispiel etwas Zeit erbeten hat, dann ist es wichtig, dass er auch wirklich von alleine zu dem Mitteilenden geht, wenn er bereit ist.

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