Traumatisches Erleben und die Auswirkung auf das Gedächtnis

Bei einem überwältigenden Erlebnis wird die integrative Kapazität des Gehirns überfordert. Um sich zu schützen, werden die schrecklichsten Anteile abgeschnitten wie eine partielle Amnesie und es geschieht etwas, was primäre Dissoziation genannt wird. Die abgeschnittenen Anteile sind aber nicht weg, sondern werden sicher verstaut. Aufgrund von Traumata können die unterschiedlichsten Symptome auftauchen wie Schlaf- und Konzentrationsstörungen, Mangel an Selbstfürsorge und Impulskontrolle, selbstschädigendes Verhalten, keinen Sinn im Leben finden, körperliche Symptome und Syndrome wie unerklärliche Ohnmachten und Taubheitsgefühle.

Implizites und explizites Gedächtnis

Unser Gedächtnis wird unterteilt in verschiedene Aufgaben. In der ersten Ebene unterscheiden wir zwischen implizites und explizites Gedächtnis. Zum impliziten Gedächtnis gehört das motorische oder prozedurale Gedächtnis, also automatisierte Bewegungen und die Erinnerung, wie man eine Aufgabe erfüllt, über die wir nicht aktiv nachdenken müssen. Außerdem gehört das emotionale Gedächtnis, also die Erinnerung an unsere Gefühle während einer bestimmten Erfahrung, zum impliziten Gedächtnis.
Zum expliziten Gedächtnis gehört das semantische Gedächtnis, also das allgemeine Wissen, sowie die Erstellung von Sinn- und Bedeutungszusammenhängen. Das episodische Gedächtnis oder auch autobiografisches Gedächtnis genannt, das räumliche und zeitliche Zusammenhänge von Ereignissen und Erfahrungen abspeichert, gehört auch zum expliziten Gedächtnis.

Ein Beispiel

Ein kleines Beispiel für die vier Gedächtnisarten:
Das semantische Gedächtnis weiß was ein Auto ist.
Das prozedurale Gedächtnis weiß wie man Auto fährt, kuppeln, bremsen, schalten ohne darüber nachdenken zu müssen.
Das episodische Gedächtnis erinnert sich an einen Unfall, weiß wo man herkam und wo man hinwollte.
Das emotionale Gedächtnis sorgt dafür, dass man unter Umständen von Gefühlen und Sinnesempfindungen überflutet wird, wenn man an einen vergangenen Unfall denkt. Das sind Emotionen, die man während des Ereignisses hatte. Auch eventuelle Bewertungen, die zum Beispiel zu Scham und Schuld führen, entspringen dem emotionalen Gedächtnis.

Die Auswirkungen

In allen vier Anteilen wirkt sich traumatisches Erleben aus. Durch die überwältigenden Erfahrungen fehlt im semantischen Gedächtnis oft der Sinnzusammenhang. Man kann noch Einzelheiten erinnern, aber die Verbindung zu einem Ganzen kann das Gehirn nicht herstellen. Das episodische Gedächtnis kann sehr beeinflusst sein, weil Anfang, Mitte und Ende nicht erfasst werden können. Die schrecklichsten Momente tauchen in Flashbacks immer und immer wieder auf. Der Gesamtzusammenhang kann aber nicht erfasst werden und dem Gehirn fehlt die Botschaft, dass die Gefahr vorbei ist. Auswirkungen auf das prozedurale Gedächtnis zeigen sich durch eine Veränderung der normalen Abläufe der Körperfunktionen. Verspannungen, Schmerzen, Taubheitsgefühle tauchen auf, eine andere Körperhaltung wird eingenommen oder man kann gar nicht mehr richtig laufen. Störungen des emotionalen Gedächtnisses machen sich durch heftige Gefühlsausbrüche bei scheinbar nichtigem Anlass bemerkbar. Dabei ist nicht klar, Ist der Auslöser von jetzt oder von früher.

Vorwärts leben

Das Leben will nach vorn gelebt werden, heraus aus den Dramen hinaus in die Welt. Alles was aus der Vergangenheit noch zu verarbeiten ist, zeigt sich in der Gegenwart. Die abgeschnittenen Anteile fügen sich wie bei einem Puzzle zusammen und innere Wahrheiten werden gefunden. Ob eine Wahrheit gefunden wurde, wird die Symptomverbesserung zeigen. Man kann besser schlafen, fühlt sich kraftvoller, die Bilder verlieren ihren Schrecken, man kann die Vergangenheit hinter sich lassen und wird liebevoller und beziehungsfähiger. Gerne unterstütze ich Sie auf Ihrem Weg.